Schlafverhalten von Pferden

Warum sich Schlafmangel nicht nur auf die Gesundheit, sondern auch auf das Verhalten von Pferden auswirken kann...

 

Die Hauptruhehaltung von erwachsenen Pferden ist zwar im Stehen, aber die allermeisten Pferde ruhen mindestens auch ein mal täglich im Liegen. 

Pferde ruhen polyphasisch, d.h. sie ruhen oder schlafen mehrmals in Etappen im Laufe von 24-Stunden, für jeweils etwa 30-60 Minuten.

Bei erwachsenen Pferden sind das insgesamt ungefähr 7 Stunden. Die Gesamtdauer der einzelnen Schlafperioden kann individuell ganz unterschiedlich sein. Sie wird vom Alter, Fütterung, Wetter, Jahreszeiten, Haltungsbedingungen,  Untergrund, einzelnen Vorlieben, u.v.m. beeinflusst.

Unterscheiden kann man hier zwischen Dösen, Schlummern und Tiefschlaf:

Dösen können Pferde sowohl im Stehen, als auch im Liegen. Es ist eine Phase zwischen wachen und und nur wenig tiefem schlafen. In dieser Phase sind sie jederzeit in der Lage  auf Geräusche oder andere Reize zu reagieren.

Pferde die schlummern legen sich meist in Bauchseitenlage ab. Die Reaktionsfähigkeit ist verringert und Reflexe lassen sich kaum noch erkennen.

Der Tiefschlaf ist nur im liegen möglich und nur hier kommt es zu den sog. REM-Phasen, die einen tiefen, erholsamen Schlaf ermöglichen. Trotz minimalem Muskeltonus kann man häufig Zuckungen der Beine oder gelegentliche Bewegungen der Ohren und Lippen beobachten.

 

Wie bei uns Menschen spielt auch für Pferde ausreichender und qualitativ hochwertige Schlaf eine wesentliche Rolle um sich physisch und psychisch zu erholen und dauerhaft gesund zu bleiben.

 

© Natürlich mit Pferd

 

Viele Pferde legen sich aber (tagsüber) kaum oder gar nicht hin und leiden (oftmals unerkannt) an dauerhaftem Schlafmangel.

Mögliche Faktoren, die den Schlaf stören, können z.B.:

  • nicht pferdegerechte Haltungsbedingungen (der Lebensraum muss an die Bedürfnisse von Pferden angepasst werden)
  • Schmerzen oder Erkrankungen des Bewegungsapparates (erschweren oder verhindern ein Ablegen)
  • Das Pferd fühlt sich in seiner Umgebung nicht sicher und wohl

sein.

 

Es gibt diverse Anzeichen, die darauf hindeuten können ob ein Pferd genug Schlaf bekommt, z.B. :

  • häufiges Gähnen
  • stolpern, einknicken, Gleichgewichtsprobleme, Immunschwäche, häufige Koliken
  • Leistungsabfall, Abgeschlagenheit
  • Wunden im Kopfbereich, Abschürfungen an den Fesselköpfen oder am Vorderfusswurzelgelenk
  • Unruhe, verminderte Aufmerksamkeit, erhöhte Schreckhaftigkeit
  • div. Verhaltensauffälligkeiten

 

In der Regel handelt es sich dabei nicht um echte Narkolepsie (Nervenerkrankung), sondern um meist um eine „Pseudonarkolepsie“, verursacht durch Schlafstörungen bzw. Schlafmangel.

Studien* über das Schlafverhalten von Pferden scheinen diese Aussage zu bestätigen.

Eine andere Studie** zeigte hingegen, das häufig Anfälle in Zusammenhang mit einem Stallwechsel stehen. Die Untersuchungen konnten keine Hinweise auf eine neurologische Ursache für die Narkolepsie beim Pferd finden, vielmehr deuteten diese darauf hin, dass der REM-Schlafmangel ursächlich für die Anfälle sein musste.

 

 

Fazit:

Ausreichend gesunder Schlaf ist für unsere Pferde sehr wichtig, um körperlich und seelisch fit und zu sein.

Schlafmangel verursacht Stress, kann zu gesundheitlichen Problemen  führen und sogar Verhaltensstörungen auslösen.

Die Haltung und Lebensbedingungen spielen bei Pferden für Qualität und Quantität des Schlafs eine entscheidende Rolle.

 

Natürlich mit Pferd - Schlafverhalten bei Pferden © Natürlich mit Pferd


* Unterschungen zu Schlafstörungen beim Pferd, Narkolepsie versus REM-Schlafmangel, Lena Charlotte Kiefner, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2016

** Tierärztliche Fakultät der LMU München, unter Anleitung der Tierschutzbeauftragten Dr. Anna-Caroline Wöhr (Ausführliche Studie mit Besitzerbefragungen, klinischen Untersuchungen sowie polysomnografischen (PSG) Messungen)