Traumatisierte Pferde

 

„Trauma entsteht beim Zusammenbruch der Schutzmauer zwischen dem Selbst und der Umwelt“

(Sigmund Freud)

 

Sicherlich gibt es weitaus mehr traumatisierte Pferde als man allgemein glaubt, dennoch muss sich nicht unbedingt jedes schlimme Ereignis direkt traumatisierend auf ein Pferd auswirken.

 

Aber was bedeutet der Begriff TRAUMA überhaupt?

Bei Wikipedia kann man dazu folgendes lesen:

Als psychisches, seelisches oder mentales Trauma oder Psychotrauma (Plural Traumata, Traumen; griechisch Wunde, τραύμα) wird in der Psychologie eine seelische Verletzung bezeichnet. Das Wort Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet allgemein Verletzung, ohne dabei eine Festlegung zu treffen, wodurch diese hervorgerufen wurde. (...)

Analog hierzu bezeichnet man in der Psychologie eine starke psychische Erschütterung, die durch ein traumatisierendes Erlebnis hervorgerufen wurde, als Psychotrauma. Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet und kann sowohl das auslösende Ereignis, aber auch die Symptome oder das hervorgerufene innere Leiden bezeichnen. (...)

 

In diesem Zusammenhang sprechen wir hier nur von dem seelischen, nicht dem körperlichen Trauma (Verwundung) im medizinischen Bereich, auch wenn beide häufig in einem Zusammenhang stehen.

Man kann wahrscheinlich davon ausgehen, dass (wie beim Menschen) auch bei Pferden zwischen verschiedenem Formen von Traumata unterschieden werden kann.

Die Wissenschaft spricht hier von einem Monotrauma (Typ-I-Trauma) und dem komplexen Trauma (Typ-II-Trauma). Sie unterscheiden sich nach Art und Intensität des belastenden Geschehnisses.

Bei einem Monotrauma handelt es sich um ein einmaliges belastendes Ereignis, z.B. ein Unfall wie Hänger- oder Kutschunfall.

Bei einem komplexen Traumata sind es länger andauernde körperliche und/oder seelische Erlebnisse/Extrembelastungen, wie z.B. andauernd schlechte Haltungsbedingungen, extreme Vernachlässigung, wiederholte Misshandlungen etc.

Je nach Art, Intensität und Empfinden des Erlebten ist es auch möglich das sich eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelt.

Verschiedene, mehr oder weniger deutliche, Verhaltensweisen bzw. Verhaltensveränderungen können auf eine Traumatisierung hindeuten:

  • ein verändertes Sozialverhalten

  • ein erhöhtes Stressniveau

  • Angstzustände und/oder Panik

  • Nervosität, Gereiztheit

  • Depressivität, Lethargie, erlernte Hilflosigkeit

  • Vermeidungs- und Entzugsverhalten

  • plötzliches aggressives oder autoaggressives Verhalten

  • erhöhte Anspannung und Wachsamkeit

  • u.s.w.

 

Verständnis und viel Zeit 

Da das Pferd in der Vergangenheit schlimme Erlebnisse durchmachen musste, möchte man ihm natürlich Gutes tun und zeigen wie schön ein Pferdeleben sein kann. Doch für viele traumatisierte Pferde bedeuteten Veränderungen meist großen Stress.

Wichtig ist deshalb diese Pferden erst einmal ganz in Ruhe ankommen zu lassen, ihnen viel Zeit zu geben, Verständnis und Geduld mit ihnen zu haben.

Gerade bei  traumatisierten Pferden spielt eine positive und vertrauensvolle Beziehung zum Menschen eine sehr wichtige Rolle. Eine feste Bezugsperson, zu der langsam wieder Vertrauen aufgebaut werden kann, ist dabei von Vorteil.

Ein verständnisvoller und achtsamer Umgang aller anderen involvierten Menschen ist für das Wohlbefinden dieser Pferde natürlich auch bedeutsam. Schon ganz alltägliche Dinge können eine große Herausforderung sein und das Tier schnell überfordern. Bestimmte Situationen, Geräusche, Gerüche, oder auch Personen können eine schmerzhafte Erinnerung (Flashback) wieder aufleben lassen. Der Zeitpunkt ist hierbei oft ganz plötzlich und vielfach nicht vorhersehbar. Die daraus entstehende Angst oder Stress kann den gewünschten Heilungsprozess verzögern.

 

Körperliche Auswirkungen 

Nicht nur die Seele, sondern auch der Pferdekörper braucht eine entsprechend lange Erholungsphase um wieder ins Gleichgewicht zu kommen und heilen zu können.

Gesundheitliche Probleme scheinen teilweise nicht mit der Vergangenheit in Zusammenhang zu stehen, sind aber doch Symptome und körperliche Auswirkungen der vergangenen Erlebnisse.

Berücksichtigen sollte man zudem auch ein das Schmerzgedächtnis. Schmerzreize aus der Vergangenheit können bei unzureichender oder fehlender Behandlung Spuren im Nervensystem hinterlassen  und so Nervenzellen empfindlicher für Schmerzreize machen. Dies kann sich als gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, als Schmerzauslösung durch nicht schmerzhafte, harmlose Reize oder auch als spontane Schmerzen äußern.

Viele Pferde haben zudem auch z.B. Probleme mit dem Immunsystem, Magen-Darm-Probleme und/oder starke Muskelanspannungen oder -Verkrampfungen.

Auf eine medizinische Abklärung, regelmäßige gesundheitliche Kontrolle, artgerechte Haltung, mit richtig abgestimmter Fütterung, sollte deshalb bei traumatisierten Pferden besonders geachtet werden.

 

© Natürlich mit Pferd © Natürlich mit Pferd


Hilfe durch Therapie und Training

Ein großer Vorteil ist es natürlich wenn man die gemachten Negativerfahrungen des traumatisierten Pferdes kennt. In manchen Fällten ist die  Leidensgeschichte eines Tieres jedoch unbekannt. Durch eine ausführliche Anamnese kann man aber versuchen mehr über die Ursache und Auslöser herauszubekommen.

Da jedes Pferd anders ist und seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht hat, reichen hier jedoch herkömmliche Methoden meist nicht aus.

Eine ganzheitliche Betrachtungsweise und individuell unterschiedliche, verhaltenstherapeutische Trainingsansätze müssen gewählt werden um den Pferden wieder zu mehr Lebensqualität verhelfen zu können.

Einem erfahrenen Tierpsychologen oder Trainer ist es so möglich dem Pferd zu helfen, sein Trauma besser zu verarbeiten oder gar ganz zu überwinden.


Hast Du vielleicht selber ein traumatisiertes Pferd, Fragen oder brauchst Hilfe?

Ich unterstütze dich gerne bei Schwierigkeiten und berate dich ausführlich bei alltäglichen, aber auch bei problematischen Situationen mit deinem Pferd.

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